Die zuständige Gesundheitskommissarin sieht kein hinreichendes Argument gegen die Zulassung - Zypriotin will aber die Sikkation untersagen - Genehmigung kann bei neuen triftigen Gründen aber jederzeit entzogen werden - EVP verteidigt Kommissionsvorschlag - Sozialdemokraten und Liberale gespalten - Abstimmungstermin könnte sich noch verschieben. (c) proplanta
Gegenkampagne zu Symbol gegen Pflanzenschutzmittel generell hochstilisiert
Laut der Bayer AG gehört der Herbizidwirkstoff zu den am besten untersuchten Pflanzenschutzmittelwirkstoffen - Berninger hält deutsches Verbot für juristisch unklar - FDP fordert weitere Zulassung von Glyphosat - Phytopathologe Vögele: Aktuell gibt es keine Gründe gegen eine Wiederzulassung
Die Kampagne der Kritiker gegen den Herbizidwirkstoff Glyphosat ist aus Sicht der Bayer AG zu einem Symbol gegen den generellen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln hochstilisiert worden. Dies beklagte der Leiter „Öffentlichkeit und Nachhaltigkeit“ des Leverkusener Konzerns, Matthias Berninger, am vergangenen Donnerstag (5.10.) bei der Online-Veranstaltung „Wiedergenehmigungsprozess von Glyphosat: Wie sieht es in Deutschland und der EU aus?“.
Der vormalige Grünen-Politiker stellte fest, dass Glyphosat zu den mit Abstand am besten untersuchten Pflanzenschutzmittelwirkstoffen gehört. Kein Dossier für die Wiederzulassung enthalte derartig viele Studien. Juristisch unklar ist aus Sicht Berningers, wie es nach der wahrscheinlich erneuten Zulassung auf EU-Ebene in der Bundesrepublik mit Glyphosat weitergeht.
Bekanntlich soll der Wirkstoff ab dem kommenden Jahr in Deutschland nicht mehr zum Einsatz kommen. Dies geht noch auf einen Beschluss in der deutschen Pflanzenschutzanwendungsverordnung unter der damaligen Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner zurück. Auch die Ampelregierung hatte sich darauf verständigt.
Nur eine Möglichkeit Özdemirs?
Allerdings fordert der landwirtschaftspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Dr. Gero Hocker, eine Kehrtwende. Er stellte diese Woche klar, dass man sich im Koalitionsvertrag „eindeutig darauf geeinigt“ habe, bei der Zulassung von Pflanzenschutzmitteln auf der Grundlage wissenschaftlicher Kriterien zu entscheiden und bestehende Lücken auf europäischer Ebene zu schließen.
Laut Hocker bleibt Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir mit diesem Arbeitsauftrag nur eine Möglichkeit: „Er muss der weiteren Zulassung von Glyphosat zustimmen“.
Gegenwärtig keine Gründe gegen Glyphosat
Der Phytopathologe Prof. Ralf Vögele von der Universität Hohenheim erklärte bei der Online-Veranstaltung, dass er die Wiederzulassung von Glyphosat nach dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand „ganz entschieden“ befürworte. Der Wissenschaftler räumte ein, dass sich die Sachlage im Fall neuer Erkenntnisse ändern könnte. Allerdings konstatierte auch Vögele, dass der Wirkstoff zu den mit Abstand am besten untersuchten gehöre.
Der thüringische Landwirt Mark Heubach bekräftigte die Rolle des Totalherbizids bei der auch das Kima schonenden Bodenbearbeitung. Ohne Glyphosat müsse wieder mehr gepflügt werden. Der Wirkstoff sei daher entscheidend für den Schutz vor Bodenerosion und damit auch vor Nährstoffeinträgen in Gewässer.