26.09.2006 | 21:58 | Phytomedizin
Vor dem Heilen steht die Diagnose - auch bei PflanzenkrankheitenGöttingen/Braunschweig - Kommt ein Patient mit Beschwerden zu seinem Arzt, so erwartet er zunächst eine genaue Diagnose, bevor mit der Behandlung begonnen wird. |
(c) proplanta Was in der Humanmedizin selbstverständlich ist, gilt auch für die Phytomedizin – wie die Lehre von den Pflanzenkrankheiten bezeichnet wird. Auch hier kommt es darauf an, Krankheitserreger von Kulturpflanzen rasch und vor allem exakt zu diagnostizieren, um gesunde und hochwertige Pflanzen produzieren zu können.
Auf der 55. Deutschen Pflanzenschutztagung in Göttingen treffen sich vom 25. - 28. September führende Experten aus dem deutschsprachigen Raum, um neue Ergebnisse zu Pflanzenkrankheiten zu präsentieren und innovative diagnostische Verfahren vorzustellen. Gemäß seiner großen Bedeutung sind dem Bereich „Diagnose und Nachweisverfahren“ mehrere Sektionen gewidmet.
Eine relativ neue biotechnologische Arbeitstechnik, mit der auch geringste Spuren von genetischem Material (DNA) aufgespürt werden können, ist die Real-time PCR. Dieses hochempfindliche Verfahren wird verstärkt in der Diagnose eingesetzt, um Schadorganismen wie Pflanzenviren oder Pilze auch quantitativ nachzuweisen. Ein aktuelles Problem sind zum Beispiel Pilze der Gattung Fusarium. Diese Krankheitserreger an verschiedenen Kulturpflanzen sind in den vergangenen Jahren stärker in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt, da sie für die Bildung von Pilzgiften, so genannten Mykotoxinen, verantwortlich sind.
Wissenschaftler der Universität Göttingen haben basierend auf Real-time PCR eine Methode entwickelt, mit der sich geringste Mengen Fusarium-DNA in infizierten Maisproben quantitativ bestimmen lassen. Auslöser für die in der Feldfrucht Mais gefürchteten Kolbenfäule ist Fusarium verticillioides.
Mit der gleichen Technik wurde ein Diagnosesystem etabliert, mit der bei Weizen die Art und vor allem die Menge der verschiedenen Fusarium-Pathogene im Erntegut bestimmt werden kann. Fusarium-Arten rufen in Getreide die partielle Taubährigkeit hervor. In einem Verbundprojekt mit den Pflanzenschutzdiensten der Länder wurden umfangreichen Daten erarbeitet, die die Grundlage für ein Prognosemodell bilden, das die Zentralstelle der Länder für EDV-gestützte Entscheidungshilfen und Programme im Pflanzenschutz (ZEPP) jetzt entwickelte. Es ermöglicht dem Landwirt, bei Bedarf ganz gezielt Pflanzenschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Ein weites Feld für die Diagnose von Pflanzenkrankheiten hat sich durch den globalen Handel aufgetan. Krankheitserreger wie Pilze, Bakterien, Nematoden, Insekten, Viren und Viroide werden über Ländergrenzen, zum Teil sogar über Kontinente hinweg verschleppt. Oft werden Krankheiten unerkannt eingeschleppt, da nicht alle Pflanzenarten Symptome der Krankheit zeigen.
Konkretes Beispiel: Das „Potato spindle tuber viroid“, ein Quarantäne-pathogen, das vermutlich mit kontaminiertem Saatgut eingeschleppt werden kann und unter anderem Tomaten befällt. Wissenschaftler der Deutschen Sammlung für Mikroorganismen und Zellkulturen (DSMZ) und der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft (BBA) haben ein Real-time PCR-Verfahren entwickelt, mit dem das Viroid im Saatgut bereits bei der Einfuhr rasch und sicher nachgewiesen werden kann. Aufwändige Nachweise an Jungpflanzen, so erläutern sie auf der Tagung, könnten somit entfallen.
Auch die Züchtung ist auf eine eindeutige Diagnose von Pflanzenviren angewiesen, denn nur so ist die Entwicklung von virusresistenten Pflanzen-sorten möglich. Aus diesem Grund wird die Pflanzenschutztagung in Göttingen nicht nur von Phytomedizinern, sondern auch von Züchtungs-forschern rege besucht.
Quelle: Pressemitteilung BBA 26.09.2006
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Impression von der Dt. Pflanzenschutztagung in Göttingen |
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