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17.02.2015 | 10:14 | Herdenfruchtbarkeit 

Tipps zur leistungsorientierten Selektion des Mutterschafbestandes

Jena - Aufgrund der Anpassungsfähigkeit der Tiere und des Verfahrens ist es von besonderer Bedeutung, auf der Basis der Betriebsspezifik die jeweils optimale Lösung zu finden.

Mutternselektion richtig durchgeführt
(c) proplanta
Ein besonders wichtiger Maßnahmekomplex ist die leistungsorientierte Selektion des Mutterschafbestandes. Dadurch kann die tierische Leistung optimiert werden. Bei gezielter Merzung von Mutterschafen mit schlechter Fruchtbarkeit kann allmählich die Herdenfruchtbarkeit erhöht werden. Speziell bedeutet das, die Ablammungen und die Aufzucht so zu dokumentieren, dass deutlich wird, welche Tiere Probleme im Fruchtbarkeitsgeschehen zeigen. Das reicht von der Deckzeit über die eigentliche Lammung bis hin zur Mütterlichkeit und Vitalität der Lämmer.

Werden Muttern, die wiederholt Probleme hatten, tragend zu werden, leicht und selbständig zu lammen, eine gute Bindung zum Lamm / zu den Lämmern aufzubauen und sie während der Säugezeit ausreichend mit Milch zu versorgen dann auch aus dem Bestand genommen, verbessern sich diese Merkmale in der Herde deutlich. Je konsequenter hierbei vorgegangen wird, umso schneller führen die Maßnahmen zum Erfolg.

Natürlich können auch die Nachkommen dieser Mutterschafe nicht im Herdenbestand bleiben, weil damit die schlechten genetischen Voraussetzungen fortbestehen würden! Das trifft auf weibliche aber auch auf männliche Nachkommen zu.

In einigen bayrischen Betrieben erfassen seit einiger Zeit die Züchter das 42-d-Gewicht der Lämmer als Maß für Mütterlichkeit und Milchleistung. Sowohl für die Reproduktionsleistung (Anzahl geborener Lämmer/ Mutterschaf) als auch für die Mütterlichkeit werden bei Vorliegen von ausreichend Leistungsdaten nunmehr auch im ‚ovicap‘ - Herdbuchprogramm Zuchtwerte ausgewiesen, die die Selektion auf diese Merkmale unterstützen. Da diese unter den spezifischen Bedingungen der Herde erfolgt, entsteht mit der Zeit ein Bestand, der mit genau diesen dort gegebenen Bedingungen optimal zurechtkommt. Neben einer Steigerung der Tiergesundheit sowie der Anzahl geborener und aufgezogener Lämmer ist mit einer solchen Verfahrensweise auch immer eine deutliche Senkung des Arbeitsaufwandes verbunden.

Die Betreuungsintensität in der Lammzeit sinkt, Aufwendungen für tierindividuelle Behandlungen ebenfalls. Eine Senkung der Lämmerverluste, die z.T. deutlich über 10 % liegen, sollte auf jeden Fall im Interesse jedes Schafhalters sein! Ein vitaler und gesunder Tierbestand wird außerdem eine höhere durchschnittliche Lebensdauer aufweisen, sodass die Reproduktionsrate minimiert werden kann. Möglich wäre es auch, die erzielten Fortschritte dazu zu nutzen, verstärkt bei anderen Leistungen zu selektieren.

Natürlich bringt ein solches Verfahren - besonders in der Anfangsphase - an anderer Stelle erst einmal auch Arbeit mit sich. Hier sollten bevorzugt neue technische Möglichkeiten elektronischer Dokumentation und Auswertung genutzt werden. Obwohl die verpflichtende Einführung der individuellen elektronischen Tierkennzeichnung für ausnahmslos alle Schafe durchaus diskutabel ist, kann sie - bei richtiger Nutzung - dazu beitragen, das Gesundheitsgeschehen und die Mutternselektionen zu optimieren und Herdenmanagement und tierische Leistung deutlich effizienter zu gestalten.

Neben der direkten Zeitersparnis bei diversen Zähl- und Sortiervorgängen wird, ähnlich wie in der Herdbuchzucht eine individuelle Leistungsdokumentation in großen Herden möglich. Herdenmanagementprogramme liefern die notwendige Grundlage, damit auch Anfänger in kurzer Zeit einen hohen Nutzen bei minimalem Aufwand realisieren können. In Neuseeland und Australien in’s Leben gerufen, hat diese Verfahrensweise als ‚EasyCare‘ mittlerweile weltweit Verbreitung gefunden. Natürlich ist die Verbesserung der Genetik nur ein Baustein im großen Gefüge der Herdenbetreuung. Aber ohne gute genetische Veranlagung des Tierbestandes ist ein gutes Management nur begrenzt wirksam

Quelle: Dr. Heike Lenz / TLL

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