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19.03.2024 | 01:28 | Umnutzung von Atomkraftwerken 

Verhandlung um Millionen-Anlagebetrug mit Atomausstieg

Krefeld - Abgeschaltete Atomkraftwerke für die Produktion von Wasserstoff nutzen: Mit dieser Idee hat ein Krefelder Unternehmen drei Millionen Euro von Anlegern eingesammelt.

Atomkraftwerk
Eine angeblich auf den Atomausstieg spezialisierte Firma sammelt fast drei Millionen Euro von Anlegern ein. Nun wird vier Männern Anlagebetrug vorgeworfen - doch die bestreiten die Vorwürfe vehement. (c) proplanta
Nun stehen vier ehemalige Mitarbeiter der inzwischen insolventen Firma wegen bandenmäßigen Anlagebetrugs vor Gericht. Doch die Angeklagten im Alter von 44 bis 67 Jahren bestreiten jede Betrugsabsicht und zeigen sich von ihrer Geschäftsidee weiter überzeugt. «Das Konzept Umnutzung ist die Lösung», sagte der Hauptangeklagte, ein 61-jähriger Kerntechniker aus dem bayrischen Kirchheim (bei Würzburg). Er war der Chef des Unternehmens.

Die 19 stillgelegten Atommeiler lägen alle an einem Fluss und hätten alle einen Gleisanschluss. «Ganz einfach» könne man in ihnen Wasserstoff produzieren und auf dem Wasser- oder Schienenweg in großen Mengen zu den Abnehmern transportieren. «Ich war total überzeugt von der Idee», sagte ein mitangeklagter 67-jähriger Vertriebsmitarbeiter aus Kaarst. «Ich habe nie Zweifel an der Seriosität des Unternehmens gehabt. Die Gehälter kamen immer pünktlich, das Personal wurde stetig aufgestockt.»

«Ich war mit vollem Engagement dabei und glaube noch heute fest an die Idee», sagte ein in der Firma für Marketing und Vertrieb zuständiger 50-jähriger Angeklagter. «Kraftwerke umzunutzen ist doch die Zukunft.» Laut Anklage hatten die Männer zwischen 2016 und 2019 knapp 100 Anleger dazu gebracht, rund drei Millionen Euro in die Beratungsfirma aus Krefeld zu investieren. Über eine Online-Plattform zu Finanzthemen, so die Staatsanwältin, sei die Firma beworben worden.

Von Telefonverkäufern sei den Anlegern erzählt worden, dass die Firma über ein Patent zur Umnutzung der Kraftwerke verfüge und bereits mit der Bundesregierung verhandele. Mit dem Patent könnten beim geplanten Rückbau der Atommeiler bis zu 230 Millionen Euro gespart werden.

Als erster Zeuge erschütterte am Montag der damalige Insolvenzverwalter die Version der Angeklagten: «Es war kein echt aktives Geschäft zu erkennen.» Für den Prozess sind bis Mitte Mai sieben weitere Verhandlungstage angesetzt.
dpa/lnw
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