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08.04.2009 | 07:48 | Situation der Milchbauern 

Deutsche Milchbauern befürchten Höfesterben

München/Osnabrück - Mit einer Übernachtungsaktion vor der Bayerischen Staatskanzlei in München wollten Bäuerinnen ihrer Forderung eines höheren Milchpreises Ausdruck verleihen.

Höfesterben
(c) proplanta
Rund 200 Landfrauen trafen am Montag Nachmittag mit Liegen, Isomatten und Schlafsäcken vor der Regierungszentrale ein, um dort die Nacht zu verbringen. In Stuttgart, Düsseldorf und Kiel waren nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) ebenfalls Aktionen angesetzt. Derzeit liegt der Preis bei etwa 25 Cent pro Liter. Um wirtschaftlich zu arbeiten, seien mindestens 40 Cent nötig, so der BDM, der deshalb eine Marktanpassung durch weniger Milchproduktion fordert und Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) laut APA zu einem nationalen Milchgipfel aufgerufen hat.

Ohne geeignete Maßnahmen sei ein großes Höfesterben im kommenden Jahr zu befürchten. Bleibe die Lage der Landwirte, wie sie bisher sei, werde "es schon im nächsten Jahr ein Drittel der Milchbauern nicht schaffen", sagte BDM-Chef Romuald Schaber gegenüber der "Neuen Osnabrücker Zeitung" vom Dienstag. Dies entspreche rund 30.000 Höfen. Grund für das Preistief der Milch sei, dass in Europa zwischen 1 und 2 % mehr Milch produziert werde, als zu rentablen Preisen verkauft werden könne.

Auch der Chef des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Gerd Sonnleitner, sieht derzeit große Belastungen für die Landwirte: "Bei 20 Cent pro Liter kann kein Milchbauer überleben." Zusätzlicher Kostendruck entsteht für die deutschen Landwirte laut Sonnleitner durch die im europäischen Vergleich höchsten Steuern für Agrardiesel. Dieses Geld fehle der Landwirtschaft für Investitionen in ihre Betriebe. Pro Jahr handelt es sich dabei laut dem DBV-Präsidenten um rund EUR 800 Mio. Er halte es für unverständlich, dass von der Politik angesichts der Wirtschaftskrise "die Automobilindustrie hofiert wird, es aber für die Landwirtschaft immer noch kein Programm" gebe. "Die Bundesregierung, vor allem die SPD, handelt unverantwortlich", sagte Sonnleitner. (aiz)
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