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12.11.2010 | 14:48 | Übergabe der Erntekrone  

Betrachtungen des Bauernverbandes Sachsen-Anhalt zum Erntedank 2010

Bernburg - Das Erntedankfest ist ein wichtiger Bestandteil im Kalender der Menschen im ländlichen Raum. Nach eingebrachter Ernte ist es Zeit, für den Lohn der Arbeit eines ganzen Jahres Danke zu sagen.

Erntekrone
Das abgelaufene Erntejahr hat wieder einmal deutlich gemacht, dass die Landwirtschaft  trotz moderner Technik und wissenschaftlicher Arbeitsmethoden ein Gewerbe unter freiem Himmel ist. Der Erfolg der Landwirte ist zu großen Teilen von der Natur, vor allem aber von den jeweiligen  Witterungsbedingungen abhängig.

Das Wetter meinte es in den vergangenen Monaten nicht gut mit dem Berufsstand. Das Jahr begann mit einem langen und schneereichen Winter, dem ein kurzes und nasskaltes Frühjahr folgte. Im Frühsommer kamen dann Hitze und Trockenheit und mit Beginn der Ernte brachten immer wieder lang anhaltende Niederschläge die Landwirte in arge Bedrängnis.

Die Folgen des Witterungsverlaufes sind nicht zu übersehen. Waren die Erträge noch zufriedenstellend, konnten gute Qualitäten nur bei der ersten geernteten Fruchtart, der Wintergerste flächendeckend erreicht werden. Sachsen-Anhalt ist für die Produktion von Qualitätsgetreide bekannt. Darauf sind die meisten Bemühungen der Landwirte ausgerichtet.  Bei Weizen und Roggen nahm die Qualität mit Fortdauer der Regenperiode ständig ab. Große Partien konnten nur noch als Futtergetreide verwertet werden. Zum Schluss war auch das nicht mehr möglich und einige tausend Hektar Getreide mussten Ende September umgebrochen werden.

Der Bauernverband hat die Ernteergebnisse bei den wichtigsten Druschfrüchten, bezogen auf das Land Sachsen-Anhalt und die Bereiche der Ämter für Landwirtschaft, Flurneuordnung und Forsten, zusammengestellt. Eine eigene flächendeckende Befragung von landwirtschaftlichen Unternehmen in den Einheitsgemeinden des Salzlandkreises haben wir in diesem Jahr nicht durchgeführt. Dies wollten wir den Landwirten bei dem diesjährigen Erntestress nicht zumuten. Trotzdem bilden auch die wenigen Ergebnisse die Situation im Landkreis ab. Ohnehin lassen Ertragszahlen keine Rückschlüsse auf die Qualitäten und auf die betriebliche und finanzielle Situation der Unternehmen zu. Hier ist die Lage sehr differenziert zu betrachten.

Auch die Ernte der Herbstkulturen verlangt von den Landwirten viel ab. Die Erträge und Zuckergehalte bei den Rüben haben von den schönen Tagen in den letzten Wochen profitiert. Die Kartoffelernte ist außerordentlich schwierig und die Landwirte machen sich besonders um den Erhalt der Qualitäten Sorge. Der gewachsene Silomais sichert einen Teil der Futtergrundlage und kann auch die Versorgung der Biogasanlagen abdecken.

Zum Erntedank rückt die grundlegende Bedeutung der Landwirtschaft und des ländlichen Raums für unsere Gesellschaft in den Mittelpunkt. Bäuerinnen und Bauern sind auf dem Land zur Minderheit geworden. Oft müssen sie sich auch gegenüber Mitbürgern behaupten, die das Leben auf dem Lande suchen, sich aber mit den Eigenheiten eines Dorfes, dazu gehört eben auch die Landwirtschaft, nicht arrangieren wollen. Die Arbeit der Landwirte bleibt ein unverzichtbarer Beitrag zum Wohle aller. Sie sichert nicht nur die ausreichende Versorgung aller mit qualitativ  hochwertigen Lebensmitteln, sondern leistet auch einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Kulturlandschaft, zum Erhalt unserer natürlichen Lebensgrundlagen.

In letzter Zeit entstand vielfach der Eindruck, dass ländliche Regionen und Landwirtschaft in einen Widerspruch zu den Belangen der Entwicklung von Infrastruktur, Industrie und Gewerbe geraten. Auch in unserem Landkreis gibt es zahlreiche Beispiele dafür, dass für die Ausweisung von Industrie- und Gewerbegebieten sowie den Bau von Verkehrswegen wertvolles Ackerland entzogen wird. Dazu kommt noch ein Vielfaches dieser Fläche für ökologische Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen. Die Landwirtschaft  will die wirtschaftliche und infrastrukturelle Entwicklung nicht blockieren, allerdings sollte nach Standortalternativen auf weniger wertvollen Böden gesucht werden. Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen gehören überhaupt nicht auf landwirtschaftliche Flächen! Gerade unsere Region gehört hinsichtlich Bodengüte und klimatischer Bedingungen zu den begünstigten Standorten auf der Erde für die Erzeugung landwirtschaftlicher Produkte. Daher muss der Boden in unserer Region ebenfalls zu einem wichtigen Schutzgut gehören.

Erntedank bedeutet neben dem Dank für die Früchte unserer Arbeit zugleich Aufforderung zum Teilen mit denen, die nichts oder wenig haben, wofür sie Dank sagen können. In unserer Region können Rohstoffe und Nahrungsmittel erzeugt werden, die auch der Versorgung von Menschen in Gegenden dienen, in denen die Landwirtschaft aufgrund der natürlichen Gegebenheiten nur sehr eingeschränkt möglich ist. Dies setzt entsprechende politischer Rahmenbedingungen und Prinzipien des fairen Handels voraus. Ebenso ist es normal, wenn aus fernen Ländern Erzeugnisse zu uns kommen, die bei uns nicht produziert werden können. Dies muss jedoch unter vernünftigen Bedingungen und nicht um jeden Preis geschehen. Wir sollten unser Augenmerk darauf richten, dass in allen Teilen der Welt, wo dies aufgrund der natürlichen Bedingungen möglich ist,  eine multifunktionale, nachhaltige Landwirtschaft entwickelt wird, welche die Versorgung der Menschen mit ausreichend und gesunden Nahrungsmitteln bei gleichzeitigem Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen garantiert. Besonders wichtig ist es dabei, für ein friedliches Zusammenleben der Völker einzutreten, denn die Hauptursachen für Not und Elend in der Welt sind die zahllosen Kriege und Bürgerkriege, von denen die Öffentlichkeit oftmals keine Notiz mehr nimmt.

Mit diesen Gedanken überreichten die Vorsitzenden des Bauernverbandes Salzland e.V., Matthias Saudhof, und des Bauernverbandes Nordharz e.V., Eckhard Nebe,  Landrat Ulrich Gerstner am 11. November 2010 im Kreishaus Bernburg eine Erntekrone und betonten zum Abschluss: „Wir verbinden damit den Dank für das Engagement des Landkreises für die Landwirtschaft und die Hoffnung auf eine weitere gute und gedeihliche Zusammenarbeit im Interesse des Berufsstandes und der Menschen im ländlichen Raum.“

Anschließend wurde über aktuelle Themen, wie Erhalt landwirtschaftlicher Flächen, die Erarbeitung des Regionalentwicklungsplans, Gewässerunterhaltung und das Schulobstprogramm gesprochen. (lbv-sachsenanhalt)
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