Zu diesem Resultat kommen Agrarökonomen der TU München in einer Analyse, bei der sie französische und britische Ackerbaubetriebe miteinander verglichen. (c) proplanta
Dieses Fazit ziehen die Agrarökonomen Dr. Philipp Mennig und Prof. Johannes Sauer von der Technischen Universität München (TUM) in einer Analyse, bei der sie französische und britische Ackerbaubetriebe miteinander verglichen.
Die Steigerung der Produktivität führen die beiden Wissenschaftler vor allem auf Skaleneffekte und die verstärkte Nutzung technischer Neuerungen zurück. Die Landwirte orientierten sich bei entkoppelten Prämien erfolgreich am Marktgeschehen und würden Entwicklungsmöglichkeiten eher ergreifen. „Eine Steigerung der Produktivität kann durchaus umweltneutral erfolgen; sie ist nicht per se mit einer Intensivierung der Produktion verbunden“, so Mennig.
Als weiterer Effekt sei beobachtet worden, dass die Landwirte ihre Betriebe aufgrund der Entkopplung diversifiziert hätten. Eine mögliche Ursache hierfür sei, dass sie ihre Betriebe auf mehr Standbeine stellten, um das marktbedingt höhere Preisrisiko abzumildern. Als weiteren Erklärungsansatz führt Mennig an, dass Landwirte vermehrt außerlandwirtschaftliches Einkommen erwirtschafteten.
Schlüssel zu effizienter Ressourcennutzung
Laut Mennig zeigt die Analyse auf, was Entscheidungsträger künftig bei agrarpolitischen Reformen beachten sollten. Es zeige sich, dass die Landwirte erfolgreich die passende Ausrichtung für ihren Betrieb identifizierten und dadurch Ressourcen effizient nutzten. „Dies ist insofern relevant, weil eine effiziente Ressourcennutzung bei knapper werdenden Ressourcen sowie eine Steigerung der Produktivität im Agrarbereich auf globaler Ebene unerlässlich sind, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren und ausreichend Rohstoffe für die Bioökonomie bereitzustellen“, erläuterte Mennig.
Gekoppelte Direktzahlungen behinderten hingegen, dass landwirtschaftliche Güter mit möglichst optimalem Ressourceneinsatz hergestellt würden. Die Ergebnisse geben Mennig zufolge außerdem Aufschluss darüber, wie die Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) hinsichtlich nachhaltiger Landwirtschaft weiterentwickelt werden könnte. Wenn Agrarumweltmaßnahmen gefördert würden, sei dies derzeit häufig an bestimmte Produktionspraktiken geknüpft. Sie entfalteten dadurch jedoch nicht ihr volles Potenzial. Mehr Flexibilität und Ergebnisorientierung bei den Maßnahmen könnten künftig dafür sorgen, dass Landwirte Ökosystemdienstleistungen entsprechend der Nachfrage am Markt produzierten, erklärte der Wissenschaftler. Allerdings sei das Wissen darüber, wie die Märkte für Umweltgüter gestaltet werden könnten, aktuell noch begrenzt.
Daten aus Frankreich und Großbritannien
Für ihre Studie verglichen Mennig und Sauer französische und britische Ackerbaubetriebe, da die beiden Länder die Direktzahlungen in unterschiedlichem Tempo entkoppelt hatten. Während Großbritannien diesen Schritt schon ab 2005 vollständig umgesetzt hatte, startete Frankreich erst ein Jahr später und behielt bis 2010 den maximal möglichen Anteil an gekoppelten Zahlungen bei. Die beiden Forscher verwendeten für ihre Analyse Paneldaten, die beispielsweise betriebsspezifische Informationen zu den erzeugten Agrargütern und dem Betriebsmitteleinsatz, aber auch sozioökonomische Kennzahlen enthielten, jeweils bezogen auf den Zeitraum 2003 bis 2008. Auf dieser Basis verglichen sie ähnlich strukturierte französische und englische Betriebe miteinander.