Nachdem an der
Pariser Matif der Future auf Weizen mit Fälligkeit im Mai 2020 zum Beginn dieser Woche ein Laufzeithoch bei 206 Euro/t erreichte, ist am Donnerstag (23.4.) die psychologisch wichtige Linie von 200 Euro wieder nach unten durchbrochen worden.
Am Freitag gegen 14.40 Uhr kostete der Kontrakt 197,50 Euro/t; das war 1 Euro/t weniger als der Abrechnungskurs sieben Tage zuvor. Gleichzeitig legte aber der Dezembertermin 2020 unter dem Strich um 3,75 Euro/t auf 192,25 Euro/t zu. Analysten begründeten die jüngsten Abschläge für den Frontkontrakt mit einem „überkauften“ Markt. Grundsätzlich sei die Stimmung der Marktakteure eher „bullisch“.
Zurzeit liege das Augenmerk vor allem auf dem Regendefizit in der Nordhälfte Frankreichs und in Deutschland, was zu Ertragseinbußen bei der kommenden Ernte führen könnte. In der Folge sei die Verkaufsbereitschaft der Landwirte für neuerntigen Weizen recht zurückhaltend, hieß es.
Ähnlich sei die Situation in der Schwarzmeerregion. Deshalb setzte das Moskauer Forschungsinstitut für Agrarmarktkonjunktur (IKAR) seine Prognose für die diesjährige Weizenerzeugung in Russland um 2,3 Mio t auf 77,2 Mio t herab. Deutlich optimistischer zeigte sich dagegen der Russische Getreideverband (RGU), der mit einer Weizenernte in der Föderation von 80 Mio t rechnet, nach nur 74,5 Mio t im vergangenen Jahr.
Höhere Nachfrage nach EU-Weizen?
Das Laufzeithoch des Maifutures auf Weizen führten Marktexperten unter anderem auf Pläne der russischen Regierung zurück, die Weizenexporte aus dem eigenen Land bald vorübergehend einzustellen.
Die stellvertretende Landwirtschaftsministerin Oksana Lut hatte am vergangenen Freitag (17.4.) angekündigt, die betreffenden Ausfuhren bis zum 1. Juli auszusetzen, wenn die Exportquote für das zweite Quartal 2020 im Umfang von 7 Mio t Weizen ausgeschöpft sei. Damit werde bereits für Mitte Mai gerechnet.
Nach Einschätzung des französischen Agrarconsultingunternehmens Agritel dürfte sich die Weltmarktnachfrage nach EU-Weizen durch Russlands Exportstopp noch einmal deutlich beleben. Schon jetzt sei die heimische Ware wettbewerbsfähig gegenüber dem quotierten Schwarzmeerweizen, erklärten die Fachleute.
Unterdessen hat Rumänien sein bereits vor gut zwei Wochen verhängtes Verbot für Weizenexporte nach Drittländer wieder aufgehoben. Damit reagierte die Regierung in Bukarest auf Proteste von Bauern und Exporteuren im eigenen Land. Alternativ soll nun die Staatsreserve für Getreide aufgestockt werden, um die heimische Versorgung mit Lebensmitteln sicherzustellen.
Aktuelle Weizenkurse an der MATIF